Inhalt
- 1 Kaninchenzüchter:innen plus Cannabis
- 2 Selbstversorgung stärkt Jugendschutz
- 3 Mit CSC gegen den Schwarzmarkt
- 4 Selbsthilfe fördert Risikobewusstsein
- 5 CSC sind aktiver Umweltschutz
- 6 Spitzenqualität zum Selbstkostenpreis
- 7 Genusskultur statt Profitmaximierung
- 8 EU-konforme Cannabisabgabe
- 9 TL;DR: Zusammenfassung
Spätestens seit Karl Lauterbach im September 2022 angekündigt hat, dass „privater Eigenanbau von Cannabis in begrenztem Umfang erlaubt“ wird, sind Genusshanfanbauvereine, sogenannte Cannabis Social Clubs oder CSC, im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit angekommen.
Aber was sind CSC?
Die „Freedom to Farm“– Kampagne von ENCOD definiert Cannabis Social Clubs als „basisdemokratisch organisierte Zusammenschlüsse von Erwachsenen, die Cannabis zur Befriedigung des eigenen Bedarfs gemeinschaftlich anbauen und veredeln“
.
Wie Lehrbuchdefinitionen nun mal so sind, verursacht auch diese mehr Fragen als sie beantwortet. Diesen soll im Folgenden nachgegangen werden.
Kaninchenzüchter:innen plus Cannabis
Vereine von Fans bestimmter Pflanzen oder Tiere sind in Deutschland beliebte Freizeitbeschäftigungen. Ihre Aufgaben sind ebenso vielfältig wie die Interessen ihrer Mitglieder. Manche wie der VERN e.V. verschreiben sich der Erhaltung alter Nutzpflanzen oder Nutztierrassen, anderen geht es lediglich darum, stets frisches selbstgezogenes Gemüse oder Eier vom eigenen Huhn auf dem Tisch zu haben.
CSC sind nichts anderes – nur für Freund:innen der Cannabispflanze. CSC-Mitglieder sind wie Kaninchenhalter oder Kartoffelselbstversorger – wobei der Vergleich etwas hinkt, denn Kartoffeln und Kartoffelpflanzen sind unverarbeitet giftig und damit deutlich risikoreicher als Cannabis.
Selbstversorgung stärkt Jugendschutz
CSC wollen ihre Mitglieder in die Lage versetzen, den eigenen Bedarf an Cannabisprodukten selbst zu decken. Sie vernetzen dazu deren Kompetenzen und ermöglichen durch Kooperation verlässliche Qualität.
In Cannabis Social Clubs organisieren sich erwachsene Liebhaber:innen der Pflanze Cannabis und ihrer berauschenden Produkte. Sie sind Vereine von Hanf-Amateuren, von volljährigen Menschen, die Cannabisanbau aus Liebhaberei, als Hobby betreiben.
Weil in Cannabis Social Clubs nur Vereinsmitglieder in den Genuss der selbstproduzierten Ware kommen, erleichtern sie die Kontrolle des Jugendschutz. CSC nehmen schlicht keine minderjährigen Mitglieder auf. Kinder und Jugendliche dürfen Vereinsräume nur in Ausnahmefällen betreten.
Viele CSC beteiligen sich darüber hinaus aufklärerisch an Präventionsarbeit. Als Betroffene werden ihre Mitglieder dabei besonders glaubwürdig wahrgenommen.
Mit CSC gegen den Schwarzmarkt
Anders als z.B. vom bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek befürchtet, schwächen CSC den Schwarzmarkt für Cannabisprodukte. Sie entziehen ihm Kundschaft und damit Geld.
Cannabis Social Clubs schaffen keine neuen Cannabiskonsument:innen. Sie bieten Menschen, die sich bislang auf dem Schwarzmarkt versorgen, eine risikoärmere Alternative. Durch die vereinsinterne Kontrolle der angebauten Mengen verhindern CSC darüber hinaus effektiv ein „Abfließen“ der Cannabisprodukte in den illegalen Sektor.
Selbsthilfe fördert Risikobewusstsein
Cannabis Social Clubs fördern durch den engen sozialen Kontakt der Mitglieder verantwortlichen Konsum und sicheren Gebrauch von Cannabisprodukten.
Die in Ländern wie Spanien, Belgien und Malta bereits etablierten CSC erwiesen sich durch ihren niedrigschwelligen Ansatz sozialer Kontrolle als besonders geeignete Form der Prävention von Cannabismissbrauch. Durch Aufklärung und Wissenstransfer in CSC werden Mitglieder in die Lage versetzt, risikobewusster zu konsumieren. Verändertes Konsumverhalten, sich entwickelnde potenziell problematische Konsummuster und Suchtprobleme können im gemeinschaftlichen Sozialwesen besser adressiert und vor allem frühzeitig erkannt werden.
Soziales Miteinander in Kombination mit Kontrolle und Kenntnis über die konsumierten Cannabisprodukte macht CSC-Mitglieder zu gesünderen Konsument:innen.
CSC sind aktiver Umweltschutz
Cannabis Social Clubs bieten nicht nur ihren Mitgliedern Vorteile. Schliesslich zahlen alle Menschen den Preis für Umweltschäden und Energieverschwendung auf dem existierenden illegalisierten Cannabismarkt.
Die ökologischen Vorteile von CSC liegen auf der Hand. Weil sie lokale Zusammenschlüsse von Cannabisselbstanbauer:innen sind, muss kein Gramm Haschisch oder Marihuana in CSC weite Reisen zurücklegen. Der gemeinschaftliche Anbau spart außerdem Strom, Wasser, Dünger, erleichtert die Schädlingsbekämpfung und und und. Cannabis Social Clubs minimieren die Umweltfolgen des Gebrauchs berauschender Hanfprodukte nicht erst, wenn sie Gewächshäuser oder Freilandanbau nutzen.
Rund die Hälfte aller produzierten Lebens- und Genussmittel landet im Müll. Das BMEL schätzt, dass allein im Jahr 2020 in Deutschland so mehr als 11 Millionen Tonnen Abfall entstanden sind. Diese Verschwendung von Rohstoffen und Energie muss bei der Legalisierung von Cannabis vermieden werden. Dazu können CSC einen wichtigen Beitrag leisten.
Wer klimabewusst Cannabis konsumieren will, muss CSC-Mitglied werden.
Spitzenqualität zum Selbstkostenpreis
CSC sind nicht nur ökologisch wertvoll, sie bieten (ihren Mitgliedern) auch ökonomische Vorteile, weil sie Cannabisprodukte bedarfsorientiert und ohne Gewinnerzielungsabsichten produzieren.
CSC-Mitglieder sparen schon vor dem ersten Joint. Der gemeinschaftliche Anbau reduziert Beschaffungskosten für Verbrauchsmaterialien und Infrastruktur. Die Zusammenarbeit mit fachkundigen Vereinskolleg:innen verringert außerdem das Risiko von Anbaufehlern. Fällt dennoch einmal eine Ernte aus, können Versorgungslücken im CSC leichter ausgeglichen werden.
Weil Cannabis Social Clubs durch die räumliche Trennung der Abgabestellen nicht unmittelbar mit Cannabisfachgeschäften und dem kommerziellen Markt konkurrieren, genießen ihre Mitglieder weitere Vorteile. So können CSC sehr feinmaschig auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder reagieren – Welche Sorte? Welche Reifegrad? Welche Veredelung? Welche Konsumform? In CSC bestimmen die Mitglieder, was in Pfeife oder Vaporizer kommt.
Cannabis Social Clubs versetzen ihre Mitglieder in die Lage selbstbestimmt und eigenverantwortlich Cannabisprodukte höchster Qualität herzustellen und zu konsumieren.
Genusskultur statt Profitmaximierung
Ohne den Zwang zu massenmarktkompatiblen Produkten sind CSC natürliche Genussverstärker. Mut zur Nische, niedrigschwellige Feedbackschleifen, Kontrolle über den gesamten Herstellungsprozess kein anderer Abgabeweg bietet Konsument:innen so viele Mitspracherechte.
CSC sind dem Geschmack und den Bedürfnissen ihrer Mitglieder verpflichtet, nicht Shareholdern, Hedgefonds oder anderen Renditejäger:innen. In CSC gibt es deshalb kein beständiges „schneller, höher, weiter“, keinen Wachstumsdruck und damit deutlich weniger Überproduktion, Marketingspielereien oder Manipulation zu mehr Konsum.
CSC produzieren Cannabis nach dem Prinzip „so wenig wie nötig, so gut wie möglich“. Ihr Ziel ist nicht Profit sondern Genuss.
EU-konforme Cannabisabgabe
Deutschland ist keine Insel. Die Bundesregierung muss ihre Legalisierungspläne deshalb mit der Europäischen Kommission abstimmen. Bis hierzulande lizenzierte Fachgeschäfte für Haschisch und Marihuana existieren, kann es deshalb noch lange dauern. CSC sind anders. Wenn die Ampel will, könnten sie den Schwarzmarkt für Cannabisprodukte schon morgen bedeutend schwächen.
Für den Betrieb von Cannabis Social Clubs muss das Rad nicht neu erfunden werden. Selbstversorgungsvereine für Tabak, Hopfen, Wein und andere Genussmittel existieren bereits. Was fehlt ist lediglich die Entkriminalisierung des Anbaus von Cannabis für den eigenen Bedarf. Und die ist ohne EU oder Zustimmung des Bundesrats möglich.
Selbst wenn Cannabis entgegen den Ankündigungen des Bundesgesundheitsministers Lauterbach nicht zeitnah aus dem BtMG gestrichen wird, könnten CSC legal werden. Eine einfach Ergänzung des §31a BtMG, die den Cannabisanbau zur Eigenversorgung straffrei macht, reicht.
CSC sind legaler Eigenanbau plus grundgesetzlich geschützte Vereinigungsfreiheit. Für legale Cannabis Social Clubs braucht es weder europarechtliche Taschenspielertricks noch juristische Klimmzüge.
TL;DR: Zusammenfassung
Cannabis Social Clubs (CSC) sind nicht profitorientierte Vereine zum gemeinschaftlichen Anbau von Cannabis. Sie vermitteln Kompetenz im Umgang mit lebenden Hanfpflanzen, organisieren gemeinschaftlichen Anbau sowie Weiterverarbeitung und verteilen die vereinseigenen Rauschhanfprodukte bedarfsgerecht an ihre Mitglieder.
Der gemeinschaftliche Anbau von Cannabis in CSC ist die gesündere, günstigere, sozialere, ökologischere, politisch wie juristisch unkompliziertere Alternative zu Schwarzmarkt und lizenzierten Cannabisgeschäften.
CSC ermöglichen es dir, deine Lieblingssorte Marihuana, dein bevorzugtes Haschisch, Rosin, Wax oder Eatable gemeinsam mit Gleichgesinnten, ohne Strafandrohung oder Stigmatisierung, von Fachmenschen unterstützt, eigenverantwortlich selbst herzustellen.
Wenn du Fragen zu Cannabis Social Clubs hast, nimm mit uns Kontakt auf.