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Cannabis Social Clubs, oder kurz CSC, sind eigentlich eine Erfindung aus Spanien.
Wie in Deutschland ist der bloße Konsum von Betäubungsmitteln in Spanien seit 1974 legal. Anders als bei uns schließt dieses Konsumrecht Handlungen ein, die der Versorgung des eigenen Bedarfs dienen und keine Dritten involvieren – z.B. den Anbau einiger weniger Cannabispflanzen.
CSC eine spanische Erfindung
Im Jahr 2001 stellten die Rechtsexpert:innen Susana Soto und Juan Muñoz in einem Bericht für die Drogenkommission der Regionalregierung Andalusiens fest, dass der kollektive Anbau und das wechselseitige Zur-Verfügung-Stellen von Cannabis unter das Rechtsprinzip des „straffreien gemeinschaftlichen Konsums“ zu subsumieren sei.
„Diese Initiativen könnten ihren Platz in unserem Rechtssystem haben, wenn sie als Zentren fungieren, zu dem die generelle Öffentlichkeit keinen Zutritt hat und die ausschließlich für Cannabiskonsumenten zugänglich sind.“
Susana Soto und Juan Muñoz in „El uso terapéutico del cannabis y la creación de establecimientos para su adquisición y consumo“
Der Regierungsbericht schuf eine Grauzone, die rasch von Legalisierungsaktivist:innen gefüllt wurde. Einer der ersten der neuartigen Cannabisvereine war Pannagh, dessen Mitglieder rund um den Vorsitzenden Martin Barriuso nicht weniger wollten, als Geschichte schreiben.
Gemeinsam mit Vertreter:innen des europäischen NGO-Netzwerks „ENCOD“ entstand so 2003 das Konzept der „Cannabis Social Clubs“. Demnach müssen CSC folgende Bedingungen erfüllen:
- Anbau und Abgabe ausschließlich an Mitglieder
- Abgabe der Cannabisprodukte zum Selbstkostenpreis
- Demokratische Selbstorganisation
- proaktive Kooperation mit lokalen Behörden
- Ausschluss der Zusammenarbeit mit kriminellen Strukturen
Dank ENCOD in ganz Europa?
ENCOD machte es sich, getrieben vom Vorsitzenden Joep Oomen, zum Ziel, europäische Anbaugemeinschaften nach Art spanischer CSC überall da zu etablieren, wo vergleichbare Rechtsräume existieren. Binnen weniger Monate lief unter dem Titel „Freedom to Farm“ (in Deutschland „Das Recht anzubauen“) eine europaweite Kampagne. Parallel wuchs die Zahl der CSC in Spanien rasant.
Und mit jeder Clubgründung wuchsen die Probleme.
Insbesondere in Großstädten nahmen es die Clubbetreiber:innen mit den „Regeln“ oft nicht so erst. In Barcelona wurde man als Tourist:in bald bereits auf dem Flughafen angesprochen und mit „Mitgliedskarten“ für Clubs ausgestattet, für die der kommerzielle Erfolg sichtbar wichtiger war als das soziale Miteinander.
Doch bevor die Prohibition im Mutterland der CSC zurückschlagen konnte, gelang dem Konzept Cannabis Social Clubs im Sommer 2006 mit der Gründung von „Trekt Uw Plant“ in Antwerpen der so wichtige Schritt raus aus Spanien. Eine öffentliche Samenpflanzaktion nebst Gerichtsprozess später stand Ende April 2007 fest – auch Belgier:innen haben das Recht, straffrei gemeinschaftlich Cannabis anzubauen. Einschlägige Initiativen folgten in den Niederlanden, Großbritannien und Tschechien.
Cannabis Social Clubs in Deutschland
In Deutschland gab die nötige „rechtliche Grauzone“ nicht. Hierzulande fanden CSC dafür am schnellsten den Weg in die Politik. Bereits 2006 nahm die Partei Die Linke CSC in ihren drogenpolitischen Forderungskatalog mit auf – und verbrannte den Begriff damit für Diskussionen in anderen Parteien nachhaltig.
Dennoch existieren seit Mitte der Nuller Jahre deutsche CSC. Manche heimlich und manche öffentlich – manche nur kurz, andere wie der CSC Hamburg bald ein Jahrzehnt.
Ob mit illegalen Pflanzaktionen, dezentraler Samenverteilung oder politischen Versammlungen, deutsche Cannabis Social Clubs beteiligen sich seit mehr als einem Jahrzehnt an der Debatte über die Legalisierung. Öffentlichkeitsarbeit gehört für viele CSC ganz selbstverständlich zum Vereinsleben.
Mit der Verabschiedung des Ampel-Koalitionsvertrages im Dezember 2021 veränderte sich die Lage deutscher CSC. In ordentlichen Vereinen organisierter Eigenanbau von Cannabis und die Eigenproduktion verschiedener berauschender Cannabisprodukte rückt erstmals in greifbare Nähe. Cannabis Social Clubs haben ihr Schmuddelimage verloren und gelten heute selbst in der SPD als gesündere Alternative zum Schwarzmarkt.
Politik und Medien haben indes noch viele Fragen, ihre Vertreter:innen oft keine Ansprechpartner:innen aus der Szene und so vielfach nur ein diffuses Bild von Möglichkeiten und Grenzen von Cannabis Social Clubs.
CSCD – Gemeinsam mehr erreichen
Dieses Dilemma adressierten die deutschen CSC im Oktober 2022 mit der Gründung des CSCD. Mit dem neuen Dachverband soll den deutschen Cannabis-Selbstversorger:innen eine hörbare Stimme gegeben werden.
Der CSCD soll Cannabis Social Clubs aber auch ganz praktisch unterstützen, ihre Gründung erleichtern, Eigenanbau fördern und CSC so langfristig in der deutschen Cannabiskultur verankern. Unser Verband will die Geschichte der deutschen CSC aktiv weiterschreiben.
Wenn du dich daran beteiligen willst, nimm mit uns Kontakt auf.